Wilhelm Schmid erforscht die Beziehung zwischen Geschwistern
Die Beziehungen zwischen Geschwistern sind immer schon da und können auch das ganze Leben hindurch erhalten bleiben. Wechselseitiger Beistand und Solidarität kann dieses geschwisterliche Band auszeichnen. In den modernen Familien der Gegenwart ist es allerdings n und mit Leben zu erfüllen, sie zu bejahen oder eben nicht.“ Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.
Freude und Ärger sind in einer Geschwisterbeziehung reichlich zu erfahren
Alle Geschwister werden somit laut Wilhelm Schmid zu Wahlgeschwistern, und auch Freunde und Freundinnen können dazu erklärt werden. Dabei kann es zu einer gefühlten Bindung kommen, die womöglich enger ist als die an die angestammte Familie. Einst bewirkten Gründe der Notwendigkeit das Festhalten an einer Beziehung zwischen Geschwistern. Das Leben der einzelnen Menschen war auf diesen wechselseitigen Beistand angewiesen. Da es diese Gründe heute hr gibt, kann sich die Beziehung der Geschwister freier als je zuvor entwickeln.
Aus ihren geschwisterlichen Unterschieden und Gegensätzen, auch aus gelegentlichen gegensätzlichen Gefühlen, resultiert ein Glück der Fülle. Wilhelm Schmid erläutert: „Freude und Ärger sind in dieser Beziehung reichlich zu erfahren und bei einem gemeinsamen Heranwachsen lernen Geschwister früh, diese Polarität in ihr Leben zu integrieren.“ Gemeinsam können Geschwister auch ein mögliches Unglücklichsein besser bewältigen und auf diese Weise ein erfülltes Leben verwirklichen.
Geschwisterliebe ist ein Teil der Kunst des Liebens
Vor allem aber sprechen Gründe des Sinns für Wilhelm Schmid dafür, das geschwisterliche Band zu pflegen. Diese Beziehung ist eine Möglichkeit, dem Leben Sinn zu geben, denn sie verbürgt einen starken Zusammenhalt durch das gesamte Leben hindurch und bietet selbst dann noch Halt, wenn sonst rkenswert nahe, wie groß die räumliche und sonstige Ferne auch sein mag.
Laut Hartmut Kasten ist die Geschwisterliebe ein Teil einer Kunst des Liebens, die Beziehung kann sich im Laufe des Lebens allerdings mehrfach wandeln. Wilhelm Schmid schreibt: „Was im den Entwicklungsphasen der Kindheit zuweilen symbiotische Liebe, dann wieder rivalisierende Beziehung war, setzt sich durchs Leben hindurch fort: Aus Liebe kann Hass werden, womöglich eine unversöhnliche Feindschaft, aus Feindschaft wiederum eine ungetrübte Freundschaft, ein Anker der Stabilität in allen Lebenslagen.“
Von Hans Klumbies